Ich wollte schon immer wissen: Wie ist eigentlich …

Der Jahreswechsel ist erst kürzlich vollzogen und, wie viele andere, denke auch ich fast jedes Jahr, „nächstes Jahr geh’ ich aber auch mal öfter ins Theater“. Rückblickend hat man dann verpasst, was einen interessiert hätte, ausgerechnet an den Terminen keinen Zeit gehabt, keine Lust gehabt in die große weite Stadt zu fahren, mit dem Wetter gehadert, die Karten für zu teuer empfunden, keine Begleitung gefunden. Und schon steht Silvester wieder vor der Tür. Danke, dass ihr mich der Erfüllung meines ewigen Vorsatzes ein wenig näher bringt.

Warum in die Ferne schweifen … ist doch alles vor Ort. Ich muss gestehen, dass, bei der Planung meiner Freizeitaktivitäten, der große Klotz selten eine Rolle spielt, aber auch nicht wegzudenken ist. Hier feierte man Kindergeburtstage, früher gab es noch eine Kegelbahn  im Keller. Auch die Teenie-Disco in den 80ern war montags ein fester Termin, hab ich doch auf dem Tresen der Garderobe meinen ersten Kuss bekommen. Die Toiletten waren ein beliebter Treffpunkt, hier wurde nicht nur gepinkelt, sondern auch gepierct.

Die Sicherheitsnadel über der Flamme zum Glühen gebracht und schon war man stolzer Träger angesagten Ohrgeschmeides. In exponierter Lage, mittlerweile in neuem Gewand, und auch im Inneren wurde die Düsternis vertrieben, steht es für die (kulturelle) Bildung und Weiterbildung der Bürger dieses Stadtteils und auch der Besucher von außerhalb.

Zum Anlass des Ausflugs nehme ich mir einen Klassiker. Der kleine grüne Kaktus ruft die Herren auf die Bretter, wo bereits die Feuerzangenbowle entzündet ist. Auf der schönen großen Bühne mit den schweren roten Samtvorhängen führen die Darsteller in die Zeit der Pennäler und überzeugen mit komplizierten Dialogen. Respekt! Das Bühnenbild ist spartanisch aber der Epoche entspechend und tatsächlich gelingt der Switch zwischen dem historischen Klassenzimmer und den anderen Szenarien immer wieder reibungslos. Fast alle Stühle sind besetzt, der Rotwein schmeckt, gaudeamus igitur. Ich warte auf die angekündigte 360 Grad Performance, aber nichts passiert. Ich recherchiere im Nachgang und stelle fest, dies ist nur der Name der Schaffenden. Nächstes mal also besser vorbereiten um Missverständnisse zu vermeiden. Der Theater-Saal scheint technisch bestens ausgerüstet, leider benötigt die Inszenierung nur dezente Akzente, so dass die volle Pracht nicht zur Anwendung kommt. Ein Blick ins kommende Programm zeigt aber, dass der Beleuchter im Laufe des Jahres noch ordentlich in die Tasten hauen wird.

Seit langem, von mir und auch dem einen oder anderen Ortsansässigen oftmals unbemerkt, geben sich hier die großen und kleinen Bühnenkünstler die Klinke in die Hand. Mario Basler war in diesem Stadtteil in seinen frühen Jahren quasi „zehage“ und ist immer noch fit für 90 Minuten + Nachspielzeit. Den Fips habt ihr schon verpasst, wenn ihr das hier lest und ich hoffe, ihr habt die Grünkohlparty mittlerweile verdaut. In Deckung, in diesem Monat verschießt der Django noch seine letzte Patrone. Oder einfach mal beim Mitsingkonzert den Frühling begrüßen (Vor- oder Notenkenntnisse sind nicht erforderlich).

Also Leute, GEHT INS THEATER, LAUSCHT VERSIERTEM KABARETT, BESUCHT KONZERTE!, oder nehmt mit, was sonst noch so geboten wird. Das ist auf jeden Fall leichter, als mit dem Rauchen aufzuhören und wesentlich angenehmer, als das Sportpensum zu erhöhen. Und das ganze auch noch um die Ecke. Als fast fanatischer Befürworter angenehmer Beleuchtung, ziehe ich einen halben Stern ab, das Foyer war mir persönlich zu hell.

Gauch von Hold