Offline

Meine Frau und ich machen uns fertig. Seit sehr langer Zeit wollen wir mal wieder durch unsere Ortsmitte spazieren, da wir in den vergangenen Monaten keine Zeit gefunden haben gemeinsam was zu unternehmen. Und wenn wir etwas brauchten, haben wir es uns eben kommen lassen – online. Es ist halt wesentlich einfacher gewesen – wir hatten ja keine Zeit.

Nun haben wir einen Tag gefunden,  um gemeinsam in die Stadt zu gehen. Wir freuen uns auch schon auf die Obsthändler und den Markt, da die Standbetreiber immer für gute Stimmung sorgen.

Auch ein paar neue Winterschuhe müssen wir uns zulegen und freuen uns auf die freundliche Beraterin von neulich … naja „neulich“ ist jetzt auch schon ein paar Jahre her!

Wie dem auch sei. Wir gehen in Richtung Ortsmitte, soweit haben wir es ja nicht von unserer Wohnung aus. Um genau zu sein sind es nur 10 Minuten Fußweg.

Wir sind in der Ortsmitte angekommen. Die ersten Läden scheinen geschlossen zu sein.

„Die renovieren bestimmt“, denken wir uns. Also gehen wir weiter. Zu! Alles geschlossen! Alles ist mit dem schon längst ausgestorbenen Printmedium Zeitung abgeklebt!

Die ehemalige Boutique steht leer. Nichts als gähnende Leere in der gesamten Ortschaft. An einigen Litfasssäulen hängen noch Poster, die den „Black Friday“, „Cyber Monday“ und dergleichen bewerben, doch denen schenken wir keine Beachtung. „Oft genug bestellt“, denken wir uns.

Es gleicht einer Geisterstadt. Unser schöner Ort ist leer – um nicht zu sagen tot.

Uns überkommt ein ganz komisches Gefühl. Wir hinterfragen und fragen, warum es soweit kommen konnte.

Meine Frau und ich schauen uns nachdenklich an und gehen nun doch wieder heim, um unsere Einkäufe online zu erledigen …

Ein Horrorszenario!!!

Lasst uns das Internet doch mal das Internet sein lassen.

Wir sollten alle, uns nicht ausgenommen, hinterfragen, wie sich unser Konsumverhalten auf unseren Ort auswirkt.

Der Einzelhandel macht den Charme unserer Orte & Städte aus! Stellt euch doch mal vor, ihr lauft durch das Zentrum von Lesum, Osterholz-Scharmbeck oder Vegesack und es steht alles leer? Kein Restaurant, keine Boutique, keine Bücherei! Wo ist denn da noch der Charme? Wir möchten niemanden vorschreiben, wie er oder sie einzukaufen hat. Wir möchten nur daran erinnern, dass wir Menschen ganz einfach Freude bereiten und ein Lächeln ins Gesicht zaubern können und daran erinnern, dass wir genügend Zeit haben, unsere Besorgungen auch „Offline“ zu erledigen.

In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern und Inserenten ein super erfolgreiches und glückliches Jahr 2019.