Ich wollte schon immer wissen, wie ist eigentlich …

… unsere Bundeskegelbahn? Und, ja, es gibt sie noch! Ich habe, auf euren Wunsch, eine unserer letzten Kultsportstätten in Vegesack besucht. Nett begrüßt vom alteingesessen Betreiberehepaar geht es durch den gutbürgerlichen Gastraum direkt an den Ort, der für mittlerweile Generationen zur Stätte körperlicher Ertüchtigung wurde. Noch teilweise unbeleuchtet wirkt der Ort fast mystisch und lässt mich andächtig schweigen – Geschichte liegt in der Luft.

Hier wurden, wie auch viele alte Bilder an den Wänden zeigen, alle Moden der letzten sechs Jahrzehnte in geselligen Runden an die Bahn geführt. Zahlreiche Pokale künden von Erfolgen und freundschaftlichen Besuchen auswärtiger Gleichgesinnter.

Das Licht geht an und da sind sie, zwei Bahnen, Holz so weit das Auge reicht. Ganz hinten, da warten sie, Unruhe (oder ist es Vorfreude?) macht sich in ihren Reihen breit, die neun Kollegen, neun Kegel müsst ihr sein. Wen wird es treffen? Darüber die Anzeigen, hier werden gleich die wichtigen und wichtigsten Informationen zu sehen sein.

„Nicht auf die Bahn“, instruiert mich der Gastwirt, der selbst auf eine langjährige und erfolgreiche Karriere im Kegelsport zurückblicken darf. „Das ist kein Laufsteg, die Bahn darf nicht betreten werden. “Erschrocken weiche ich zurück und sage mir, es ist wie im Museum – nur angucken, nicht anfassen. Jetzt bloß nichts kaputt machen! Meine Verunsicherung bleibt nicht unbemerkt. Ich werde ermuntert, mir einfach mal eine Kugel zu schnappen, um mich mit dem Gewicht vertraut zu machen.

„Ui, ganz schön schwer“, denke ich. Ich hebe, ich schwenke und merke, die erste Herausforderung wird sein, sich das Ding nicht auf die Füße fallen zu lassen. Mein Lehrer blickt auch auf meine Füße und fragt, ob ich auch Sportschuhe dabei habe, denn die Bahn darf nur mit diesen bespielt werden. Ich bin bestens vorbereitet und ziehe erleichtert geeignete aus meinem Turnbeutel. Ich biete an, auch schnell in meinen Trainingsanzug zu schlüpfen. „Nein, muss nicht, einfach bequeme Kleidung mit ein bisschen Beinfreiheit tut’s schon.“ Gut, dann bin ich bereit.

Ich stell mich vor die Bahn, nehme die Kugel in beide Hände, visiere die neun Erwartungsvollen an und, nun ja, mir fallen sofort die beiden Rillen rechts und links der Bahn auf. In einer bewegt sich die Kugel nun langsam auf das Ende der Bahn zu und verschwindet im Off, ohne das von mir erwartete Spektakel anzurichten. „Ein Pudel…“, werde ich gewarnt. „Wo?!“ „Nein, so heißt das, wenn man die Kugel von der Bahn in die Rille abkommen lässt. Das sind null Punkte.“

Seine Frau serviert mir erstmal ein Zielwasser, ein Herrengedeck, das sollte helfen. Der Wirt zeigt mir, wie es klappen wird. Ein kurzer Anlauf, den kugelführenden Arm zum Schwung nach hinten, vorm Abwurf leicht in die Knie, beim Rechtshänder bleibt das linke Bein gebeugt stehen, die Kugel etwas rechts oder links auf die Bretter schicken und ab geht die Luzie. Wow! Die Kegel fliegen scheppernd, die Anzeige überschlägt sich. Alle Neune!

Ich nehm noch ein Herrengedeck und begebe mich demütig zum zweiten Versuch. Was soll ich sagen, nach weiteren Gedecken, einhergehendem Selbstvertrauen und etwas Übung brachte auch ich Schwung in die Kegelbude.

Fazit: Eine tolle Erfahrung mit unerwartetem Trainingseffekt – aua, Muskelkater, autschn Kater. Ich würde diesen Sport zukünftig allerdings eher mit einer netten Truppe genießen, dann hat man mal ein Päuschen und jemanden zum Anstoßen. Eine erhaltenswerte Gruppenaktivität! Ein halber Stern wird abgezogen, weil ich Kopfschmerzen habe.

Gauch von Hold

4 einhalb Sterne Bundeskegelbahn