Sandra und Tobias planen seit anderthalb Jahren ihre Traumhochzeit.
Ein rauschendes Fest mit 180 Gästen.
Am 25. April 2020

…und dann kam Corona.

Wie plant man 4 Wochen vor der Hochzeit alles um? Wie geht man damit um, dass dieser lang geplante Traumtag nun nicht stattfinden kann? Was für Sorgen und Ängste löst das aus?

Wir haben mit Sandra gesprochen.

Hi Sandra.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Gespräch nimmst. Ihr hattet ja eure Hochzeit komplett geplant, alles ist vorbereitet und nun musstet ihr aufgrund der Corona-Pandemie alles absagen. Ihr habt euch bereits zur Absage entschieden, kurz bevor es tatsächlich verboten wurde. Wie trifft man so eine schwere Entscheidung?

Also bis vor zwei Wochen, als die Ansteckungswelle so richtig aufkam, haben wir uns natürlich Gedanken gemacht, aber wir haben uns eigentlich noch immer Hoffnungen gemacht, dass es nicht so extrem wird. Als es sich dann aber letzte Woche tatsächlich auch in unserer Region so zugespitzt hat, war für uns eigentlich relativ schnell klar, dass es nichts werden kann. Wir haben dann noch mit dem Gesundheitsamt und auch mit dem Rathaus unserer Stadt Rücksprache gehalten, die uns allerdings die Entscheidung auch nicht abnehmen konnten. Sie sagten, dass wir natürlich bis zum 19. April warten könnten um zu sehen, wie die Lage bis dahin ist, aber wenn man bedenkt, dass Veranstaltungen, teils bis Juni/Juli abgesagt wurden, ist die Chance relativ gering, dass wir es machen dürfen.

Für uns war dann auch einfach wichtiger, dass wir alle gesund bei der Hochzeit dabei haben, anstatt es ohne Rücksicht auf Verluste durchzuziehen, dann aber vielleicht die Hälfte der Gäste aus Angst abspringt. Und es wäre auch einfach unvernünftig gewesen, auch unseren Großeltern gegenüber.

Wie geht es euch jetzt damit, dass ihr euren großen Tag absagen musstet?

Natürlich hatten wir uns riesig auf den Tag gefreut, zumal es jetzt auch nur noch gute vier Wochen gewesen wären, und ich habe die ersten Tage auch wirklich viel geweint, weil ich einfach so enttäuscht war.

Man plant 1,5 Jahre so eine Hochzeit und dann kommt so was und man steht wieder bei null. Man muss im Grunde alles neu organisieren. Das stellt einen schon vor große Herausforderungen.

Man muss im Grunde alles neu organisieren. Das stellt einen schon vor große Herausforderungen.

Aber wir sind dann zum Entschluss gekommen, dass wir es einfach verschieben müssen.

Wir wollten eine vernünftige Entscheidung treffen und es nicht egoistisch durchziehen, nur damit wir unseren Segen und unser Fest haben und alles andere ist egal. Das wollten wir einfach nicht. Da verzichten wir lieber noch mal ein halbes Jahr darauf und hoffen, dass es im September klappt.

Und jetzt heißt es Daumen drücken und hoffen, dass es dann auch Wirklichkeit wird.

Wie setzt man so was organisatorisch um?
Ihr musstet ja einiges absagen. Location, Kirche, Blumen,… Wie waren da so die Reaktionen der Anbieter? Habt ihr viele zusätzliche Kosten dadurch, oder gab es große Kulanz?

Also unser erster Schritt war, im Rathaus anzurufen und die Location für den 5. September neu zu buchen. Die hatten uns allerdings schon beim ersten Gespräch gesagt, dass wir nichts zusätzlich zahlen müssen. Einfach auf einen anderen Termin verschieben und das war es.

Auch bei allen restlichen Dienstleistern konnten wir tatsächlich einfach verschieben. Wir haben einen nach dem anderen abgeklappert, ob sie im September an dem neuen Datum Zeit haben und glücklicherweise hatten tatsächlich alle an dem Termin noch was frei für uns, sodass wir alle Dienstleister zum neuen Datum mitnehmen können.

Wir haben auch bei keinem einzigen Dienstleister Mehrkosten, da diese situationsbedingt nichts zusätzlich berechnet haben. Alle waren sehr, sehr entgegenkommend und verständnisvoll. Wir sind darüber sehr glücklich.

Klar war es anfangs komisch, aber allen war klar, dass nun ein Kunde nach dem anderen kommen wird und einen neuen Termin möchte, oder sogar den kompletten Auftrag storniert.

Die Dienstleister trifft es selbst sehr hart, zumal die Hochzeitssaison jetzt gerade beginnt, aber wir haben ihnen auch gesagt, dass diejenigen, die schon Anzahlungen bekommen haben, diese einbehalten können, bis die Hochzeit dann stattfindet. Trotzdem trifft es sie natürlich. Aber unsere Erfahrungen sind bis jetzt sehr positiv.

Da hattet ihr ja wirklich riesiges Glück mit euren Dienstleistern.
Und wie war das mit den Gästen? Die Einladungen waren längst verschickt und man muss ja auch alle informieren. Gab es vermehrt Absagen durch die Terminverschiebung? Oder ging auch da alles so reibungslos?

Also dank der modernen Zeit und via Whatsapp haben wir tatsächlich alle unsere Gäste, außer natürlich unsere Großeltern, per Whatsapp erreicht. Wir haben ein Rundschreiben rausgeschickt, dass der neue Termin nun feststeht und sie sich bitte zurückmelden sollen.

Es gab zwar vereinzelt Absagen, aber es sind jetzt nur 5 Leute weniger als am ursprünglichen Termin. Viele haben auch zugesagt, die am alten Termin nicht gekonnt hätten. Insofern gleicht sich das total aus und wir sind sehr froh, dass im September trotzdem noch sehr, sehr viele den Tag mit uns feiern können.

Da ihr jetzt in einer anderen Jahreszeit feiert: Macht man sich da nicht echte Gedanken z. B. um das Brautkleid, weil man sich eigentlich eher eines für Sommer und warm ausgesucht hatte, und dann wird es doch anders?

Gibt es Dinge, die ihr modifizieren müsst, weil sich der Termin geändert hat?

Wenn ich mir vorstelle, man plant eine Hochzeit im Freien und muss diese plötzlich in den Winter legen …

Also von der Jahreszeit her müssen wir jetzt nicht wirklich viel ändern, da wir mit unserer Aprilhochzeit schon auf beide Varianten eingestellt waren. Sowohl warm, als auch etwas kälter.

Das heißt, wir haben z. B. den Sektempfang für beide Möglichkeiten organisiert, sodass wir flexibel sind. Die Hoffnung ist natürlich, dass wir Anfang September trotzdem noch sehr warmes Wetter haben, aber wären auch darauf eingestellt, falls es tatsächlich etwas kühler sein sollte, also Herbstwetter oder Regen.

Und wie hält man als Braut jetzt so lang das Brautkleid vor dem Bräutigam geheim? Ich denke, dass es ja eine unglaubliche Geduldsprobe ist, diese Spannung auszuhalten.

Versteckst du das Kleid nun bei jemand anderem, und ziehst es regelmäßig noch mal an? Lässt du es ggf. noch mal ändern?

Also ich muss ehrlich sagen: Ich explodiere fast! Weil ich es jetzt schon beinahe nicht mehr ausgehalten habe, und jetzt sind es noch mal fünf Monate länger. Das ist eine Katastrophe!

Ich habe das Kleid tatsächlich bei meiner Mama hängen. Die Änderungen sind gemacht und das Kleid ist einfach komplett fertig zum Anziehen. Traurig aber wahr. Und jetzt hängt es eben bei meiner Mama und wartet auf seinen Einsatz.
Und ja, tatsächlich ziehe ich so alle zwei bis drei Wochen, wenn ich bei meiner Mama bin, das Kleid noch mal an. Um zu sehen, ob es mir noch gefällt. Das hört sich vielleicht blöd an, aber es ist so.

Aber ja. Es ist immer noch perfekt und das wird es wohl auch noch im September sein. Das wird gut.

Die Braut in einer Warteschleife.
Kann man sich das noch schönreden mit „Vorfreude ist die schönste Freude“, oder ist der Humor irgendwann verloren?

Nein, schönreden kann man sich daran nichts mehr. Da ist eben immer der Gedanke „Hey, es wäre jetzt eigentlich in vier Wochen“.

Und ich glaube, wir werden auch an dem Tag, an dem es gewesen wäre, viel daran denken. Man kann es einfach nicht beschreiben. Es ist nun nach hinten verschoben und natürlich freuen wir uns jetzt riesig auf den September, aber jetzt geht die Warterei halt wieder los. Hier steht alles bereit. Die ganze Deko und alles andere ist im Keller gelagert und wartet nur auf den Einsatz.

Aber für uns ist nun das Wichtigste, dass der Scheiß – entschuldige den Ausdruck – jetzt einfach zurückgeht und vor allem, dass unsere Familien gesund bleiben und wir alle auch im September noch dabei haben können.Ich meine, es ist ein großes Risiko und in 5 Monaten kann mit unseren Großeltern viel passieren. Das ist einfach realistisch gesehen so und ich glaube, es wäre ein größeres Drama, wenn jetzt bis September noch jemand versterben würde. Also man darf da eigentlich gar nicht dran denken, aber ich glaube, das wäre noch viel schlimmer.

Ja, Vorfreude ist da, aber es ist nicht mehr unsere schönste Freude.

Natürlich fiebern wir jetzt weder auf den September hin, mit dem Gedanken, „klappt es da, klappt es da wieder nicht? “. Der Worst Case wäre natürlich, dass wir es im September wieder verschieben müssten, falls es bis dahin noch immer nicht einigermaßen überstanden ist, aber wir denken jetzt mal einigermaßen positiv und optimistisch und hoffen, dass wir im September eine richtig tolle Feier haben können. Wir werden sehen.

Ich drücke wirklich von Herzen die Daumen, dass alles gut geht und ihr im September ein tolles, rauschendes Fest feiern könnt mit all euren Freunden und Verwandten!

Bleibt alle gesund!

Dankeschön!

Wir hoffen das Beste.