Mai

WEITER CORONA – ZWIESPALT UND SPENDEN

Das letzte Editorial schrieb ich Mitte März, kurz vor Druck-legung, und wir dachten noch, dass Mitte oder Ende April Corona ja vielleicht keinen mehr interessieren könnte – wir hatten fast Angst, eine Corona-Ausgabe zu machen. Aber das Virus hat uns eines Besseren be-lehrt. Wir brauchen auch im Mai keine Angst zu haben, uns mit Corona – CoVid 19 – zu beschäf-tigen, denn die Pandemie wird uns noch Monate lahmlegen! Eigentlich möchte ich noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass dieses Ereignis einmalig in der Geschichte ist. Ein kompletter Lockdown – und nicht weil wir uns etwa im Krieg befinden, sondern, weil eine unsichtbare Gefahr über uns schwebt. Und in jedem von uns der Zwiespalt aus dem Funken Zweifel und der gehörigen Portion Respekt schlummert. Ab kommenden Montag gilt die Maskenpflicht. Leider muss ich nach dem heutigen Spaziergang mit dem Hund konstatieren, dass nach der Lockerung ein
„Feeling“ eingekehrt ist, als wäre alles wieder halbwegs
„normal“. Abstandsregeln wer-den quasi nicht eingehalten und auch die alten Bekannten, die man zehn Jahre nicht gesehen hat, werden arglos in den Arm genommen. Jugendliche tun sich in Gruppen zusammen und sitzen abends bei Getränken auf der Wiese. Und ich frage mich, wer ich bin, sie darauf aufmerk-sam zu machen? Ist es das, was wir jetzt machen? Uns gegenseitig kontrollieren, dass wir als Gesellschaft alle Regeln, die uns auferlegt wurden zu kontrol-lieren haben? Hätte ich mich vor 20 Jahren so einem Diktat unterworfen? Wohl kaum. Es ist der Zwiespalt. Ich habe ziemlich schnell alle ins Home- Office geschickt, um meine Kollegen und ja, auch mich, zu schützen. Ich verstehe die Ge-fahr, und ich sehe das Damok-lesschwert, das über uns hängt. Aber so bin auch ich genervt und möchte endlich mal wieder ins Restaurant oder beim Udo im Horizont ein Werder-Spiel bei einem kühlen Beck‘s sehen. Aber wird das überhaupt irgend-wann wieder möglich sein? Gibt es mein Lieblingsrestaurant oder meine Lieblingskneipe dann überhaupt noch? Zweifel und offenen Fragen. Nach verspäteter Maskenpflicht, Gefährdung zig tausender Existenzen, Lösungsvorschläge als Einbahnstraßen-Modelle. Zwiespalt. Die Politik macht m.E. doch einen guten Job zur Eindämmung des Virus. Und da ich keine Virologin bin, möchte ich mich mit Lösungsvorschlä-gen doch lieber zurückhalten. Doch wie fair ist es eigentlich, dass die Eisdiele aufhaben darf, dass Bauarbeiter sich
auf den Baustellen dicht an dicht gedrängt ihr Tagwerk erledigen, aber Restaurantkon-zepte, die auf Abstandsregeln basierend vorgelegt werden, noch keine Gehör finden?
Man weiß es nicht. Und wie weit geht unsere Solidarität, wenn es um die eigene Existenz geht? Weil Kultur das Sahnehäub-chen der Gesellschaft ist! Es ist unserer Redaktion ein Bedürfnis, euch, als Leser*innen und Kulturfreunde auf die vielen Möglichkeiten hinzuweisen, wie ihr eure Einzelhändler vor Ort, die vielen Künstler, deren Auftritte allesamt weggebro-chen sind und natürlich auch die von der schweren Zeit hart getroffenen Veranstaltungs-häuser – zu unterstützen: Schaut auf den Websites nach entsprechenden Spenden-aufrufen oder Ähnlichem. Geht – sofern das Angebot
es hergibt – in eure Innen-städte zum Einkaufen. Auch wenn eure eigenen Portemonnaies grad dank
der Krise leer sein sollten, so freut sich doch jeder über ein paar aufmunternde Worte oder ein Ohr, das zuhört.

Jeder kann was tun! #supportyourlocal