Ich wollte schon immer wissen: Wie ist eigentlich …

Ick freu mir! Vielen Dank für den gnädigen Wunsch eines Lesers mich zu bitten eine ganz bestimmte physiotherapeutische Praxis zu testen. Schon unterwegs! Na ja, ganz so schnell dann doch nicht, vor dem Vergnügen kommt natürlich die Terminvereinbarung.

Aber auch hier war mir das Glück mein Nachname. Weil ein Patient seinen Termin zur Disposition gestellt hatte, konnte ich mich bereits am nächsten Tag auf die frischen Socken machen. Der Vegesacker liebt es fußläufig und so gelange ich ins Herz von Bremen-Nord, in die obere Fußgängerzone, aus dem Trubel, in den kleinen Gang zwischen dem alteingesessenen Schreibwarenladen und den glitzernden Auslagen eines Juweliergeschäftes, in die überraschend ruhigen Räume der Praxis.

Die Chefin persönlich nimmt mich in Empfang. Ein kleines Vorgespräch informiert mich über das Angebot und die Schwerpunkte der ausschließlich ausgebildeten Physiotherapeuten dieser Physiotherapie-, Massage- und Wellnessoase. Ich habe die Qual der Wahl, eher medizinischer Ansatz oder Entspannung pur? Ich könnte auch ein paar hilfreiche Übungen erlernen, die mir Erleichterung für meine Volksseuchenrückenschmerzen bringen. Hot Stone, Kalari Marma, Lomi Lomi, Reflexzonen …  alleine die Worte entspannen. Am liebsten alles hinter einander weg. Natürlich habe ich mich im Vorfeld belesen, und, mich besinnend auf Samuel Hahnemanns Empfehlung, „das sogenannte Massieren durch eine kräftige, gutmütige Person, welche den chronisch krank Gewesenen, der zwar geheilt, aber noch in langsamer Erholung begriffen ist und noch an Abmagerung, Verdauungsschwäche und Schlafmangel leidet, die Muskeln der Gliedmaßen, der Brust und des Rückens ergreift, sie mäßig drückt und gleichsam knetet. Dadurch wird das Lebensprinzip angeregt, in seiner Gegenwirkung den Tonus der Muskeln und ihrer Blut- und Lymphgefäße wieder herzustellen“, entschied ich mich für die klassische Massage.

Eine kleine Scham überwindet, huschte ich in wohltemperierter Umgebung aus einem großen Teil meiner Kleidung, um mich den magischen Händen beschlüpft und besockt darzubieten. Befundung: Beinlängendifferenz durch Beckenschiefstand, eine eingeschränkte Mobilität im Lendenwirbelbereich und muskuläre Dysbalance.

Au weia.

Nachdem mir die Hammelbeinchen langgezogen worden waren näherten wir uns Problem Nummer zwei und drei. Was soll ich sagen, mich in den anfänglichen Schmerz gebend, fühlte ich sofort, dass mir etwas Gutes widerfährt, etwas, das ich jeden Tag haben möchte. Ich spürte, wie ich Butter wurde und ertappte mich, wie ich überlegte der Dame die Ehe anzutragen. Es war, als würden ihre professionellen Hände direkt mit meinen rebellierenden, die Funktion verweigernden, kleinen Wirbelchen kommunizieren und ihnen nachdrücklich ihren Job erklären.

Ich hoffte, diese Standpauke würden meine Totalverweigerer so schnell nicht vergessen! Ein halbes Stündchen im Stau ist lang, bei der Massagebehandlung, gefühlt, immer zu kurz. Schweren Herzens kappte ich meinen Zustand der Hingabe und stellte im Aufstehen bereits fest, dass diese Behandlung der Beginn einer großer Freundschaft sein wird. Ich fühlte mich locker und gelöst. Danke!

Fazit: Immer wieder gerne, sehr gerne. Jetzt muss ich nur noch meinen Hausarzt davon überzeugen, dass eine weitere Behandlung das einzige ist, was mein Leben weiterhin lebenswert macht.

6 von 5 Sternen, weil ich immer noch total tiefenentspannt bin und weil ich es kann.

Gauch von Hold