Ich wollte schon immer wissen: Wie ist eigentlich …

Es nützt ja nix. Jeder, wirklich jeder sollte sein Bewegungspensum überdenken. Auch ich wurde darauf aufmerksam gemacht und so teste ich für euch körperliche Ertüchtigung. Es soll ja besonders wichtig in der kalten und nassen Jahreszeit sein, sagt man, da es einen positiven Einfluss auf das Immunsystem hat. Außerdem motiviert mich die gesunder-Körper-gesunder-Geist-Theorie.

Zum einen versuche ich die Kirche im Dorf zu lassen und zum anderen suche ich eine, auf meine medizinische Vorgeschichte und auf meinen Fitnessgrad zugeschnittene Betätigung. Auch ich leide an der Volksseuche Nummer eins: Ich hab Rücken. Ich höre mich ein wenig um und werde auf ein Angebot aufmerksam, das passend scheint.

Es ist ja wie immer, wenn man nicht weiß, was oder wer einen erwartet. Was ziehe ich an? Ich werde zwar Sport in der Gruppe machen, aber es ist kein Teamsport, der einheitlich uniformiert absolviert wird. Was für Menschen sind dort? Vielleicht eine eingeschworene Truppe, die mich misstrauisch beäugen wird und dann per Aufnahmeritual in einen exklusiven Zirkel bittet – oder eben nicht. Wird da, vom Outfit her, eher Jane Fonda in Ehren gehalten oder wird dem „understatement“ gefrönt? Es muss irgendetwas nicht zu auffallendes, sportliches, trotzdem korrespondierendes aber auch nicht provokativ Ungeeignetes her.

Ich schaue, ob etwas aus dem Bestand der Sofa-Klamotte auch als Sportartikel durchgehen könnte, packe meinen Turnbeutel und mache mich in den frühen Abendstunden auf den Weg zum historischen Speichergebäude nahe dem Museumshafen. In der nächsten Stunde werde ich Übungen zur Kräftigung der Muskulatur nach Joseph Hubert Pilates kennen lernen. Ich bin gespannt.

Es erwartet mich eine sehr gemischte Teilnehmergruppe, Männlein, Weiblein, eventuell auch dazwischen, unterschiedlichen Alters und eine sehr nette Kursleiterin. Alles Grüßen freundlich. Nach einer kurzen Einweisung und allgemeinen Informationen zum Ablauf und den Modalitäten, begebe ich mich auf die Matte und meine Aufmerksamkeit ins „Powerhouse“. Das ist die, in der Mitte des Körpers befindliche Muskulatur rund um die Wirbelsäule. Ich beginne im Rhythmus des tiefen Ein- und Ausatmens den Übungsanweisungen zu folgen. Alles langsam und fließend.

Besonderes Augenmerk ist auf die Aufrechterhaltung der Körperspannung zu legen. Bei allen Übungen ist auch darauf zu achten, dass der Bauchnabel eingezogen und die tiefe Beckenbodenmuskulatur angespannt ist. Für einen Neuling wie mich, mit mittelschwerer Bewegungslegasthenie, erstmal ziemlich viel auf einmal. Aber, vermutlich, wenn man mit den einzelnen Abläufen vertrauter ist und sich die Atmung intuitiv anpasst, kann man auch das schaffen. Immer schön durch den Mund aus- und durch die Nase wieder einatmen. Langsam aus und ein.

Es wirkt recht unspektakulär, aber je weiter die Stunde voran schreitet, desto mehr merke ich, dass ich es tatsächlich mit Sport zu tun habe. Ich überlege, was am folgenden Tag schlimmer sein wird, der Muskelkater im Bauch oder in den Oberschenkeln? Trotzdem fühlt es sich gut an – auch das Bewusstsein, dem einen oder anderem Muskel nach langer Zeit mal wieder „Hallo“ gesagt zu haben.

Dieses Angebot ist nur eines von vielen Möglichkeiten, seinem Körper das ein oder andere abzuverlangen und das Blut in Wallung zu bringen. Schädlich ist wahrscheinlich nur, wie bei vielem anderen auch, gar nichts zu machen. Aus meiner neuen Erfahrung heraus, würde ich allen, die sich nicht auf den Iron-Man vorbereiten oder planen beim nächsten LKW-Ziehen groß raus zu kommen, diesen Sport empfehlen. Ich mache weiter, bleibe auf der Matte, am Ball und an der Faszienrolle. Let’s get in shape!

Gauch von Hold

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Gauch von Hold

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