Ich wollte schon immer wissen: Wie ist eigentlich …

Ja, es gibt sie wirklich. Die, die noch nie da waren. Ganz offensichtlich, sonst wäre diese Anfrage nicht an uns herangetragen worden. Man wünscht sich eine Beschreibung und Bewertung unseres heiß geliebten und stets gefrönten Ortes der Naherholung, der Geselligkeit, der Speisegastlichkeit und des gepflegten Umtrunks.

Früher, ja früher, ein Ort für Revoluzzer, Querdenker, Aussteiger, Einsteiger, Trittbrettfahrer und Zaungäste. Damals immer voll, der Platz, bot er ein buntes Bild, war doch u.a. die Punk-Szene in Bremen-Nord groß und bekannt. Wenn es nicht regnete, stürmte oder das Wasser über das Ufer gelaufen war, trafen sich dort Ungezählte, jeder nach seiner Fasson, und hingen einfach ab. Die wenigsten waren Kneipengäste, denn bei Onkel Hans, da stimmten die Preise.

Ich finde es erstaunlich und besorgniserregend, dass heutzutage der Versammlungswille und die Aufgeschlossenheit immer mehr abnehmen, erscheinen sie mir doch menschlich und wichtig. Damals, auf gut Glück, das Haus verlassen und einfach mal geguckt, wo was los ist. Zur Not die bekannten Treffpunkte abgeklappert oder bei Leuten (unangemeldet!) geklingelt. Unvorstellbar heute. Da schreibt man vorher eine Nachricht, dass man eventuell am nächsten Tag in der Nähe ist und wartet auf die Erlaubnis auf das Knöpfchen drücken zu dürfen. Man will sich ja nicht aufdrängen. Insgesamt wird sich nicht mehr so viel zuhause besucht. Aber lieber auch nicht draußen getroffen, oder nur nach konkreter Vereinbarung, so in zwei Wochen, vielleicht.

Zurück an einen der schönsten Orte/den schönsten Ort an der Weser. Hier wird sich noch getroffen, auch zufällig und spontan. Im Vergleich zu anderen Gastromeilen sitzt man hier wirklich am Wasser, Schiffe fahren vorbei und regelmäßig schrabbt die Fähre über den Anleger. Von hier aus auch gerne den Spaziergang an der Promenade durch den Park antreten. Für mich gehört das alles irgendwie zusammen. Herrlich! Jetzt, wo die Sonne wieder auf Walkiefer und Menschen herablacht, ist der Andrang groß. Und es gibt viel zu sehen und zu staunen.

Hand aufs Herz, Leute angucken macht jedem Spaß. Bauchfrei, dem Hüftgold und der Süßigkeitenwampe die große weite Welt zeigen. Oder andere, die an besonders warmen Tagen dem Kleiderschrank längst Vergessenes entreißen. Kann man ja mal wieder anziehen. Zugegeben, in den letzten 10 Jahren gab es nicht wirklich Anlass, die Sommergarderobe aufzufrischen. Das war Übergangswetter. Aber bitte: Vor dem Verlassen des Hauses einen letzten und unbedingt kritischen Blick in den Spiegel werfen und sich kurz überprüfen: „Ist es das, was ich dort draußen über mich vermitteln möchte und reicht mein Selbstbewusstsein dafür aus?“

Zwischendurch etwas essen ist möglich und notwendig (siehe Heft 288). Ob ein Snickers vom Kiosk, gute Hausmannskost, Fisch oder Baguette und Pizza, die Auswahl ist groß.  Und wenn es dann gegen Abend etwas frisch wird, laden diverse Lokalitäten in ihr Inneres – der Abend muss noch nicht zu Ende sein. Kleiner Hinweis am Rande: Leude, schließt eure Räder an, nur abgeschlossen abstellen reicht oft nicht. Da standen in letzter Zeit viele Menschen vor gar nix und konnten auch mit gar nix nach Hause fahren. Geißel-der-Gesellschaft-Arschloch-Diebe!

Ein toller Ort, Auswärtige sind immer begeistert, auch von unseren feinen Festen rund ums Jahr. Dort zu sitzen, ist immer wie ein kleiner Urlaub. Für die Planer, über eine Live-Cam kann sich jederzeit rückversichert werden, dass gerade kein Hochwasser das Areal in Beschlag hat. Ich zieh was ab, aus historischer Wehmut, wir wollen den Sandstrand zurück! Ansonsten alles tutti.

4,5 von 5

Gauch von Hold