Ich wollte schon immer wissen: Wie ist eigentlich …

Ja, es wurde viel geunkt, aber jetzt, endlich, ist die Nahversorgung für den lang- und kurzfristigen Bedarf in Bremen-Nord, insbesondere für Bewohner des unteren Vegesacks, wieder gesichert. Also ich habe die Hoffnung nie aufgegeben und an den vermeldeten Zeitplan immer geglaubt. Na ja, anfangs.

Fast ehrfürchtig betrete ich die palastartige Halle unseres neuen Konsumtempels, haben doch allein die Innenarbeiten mehr als ein Jahr verschlungen. Im Inneren verstehe ich endlich. Hier hat der Mensch Unvorstellbares geschaffen und seiner Existenz endlich Berechtigung gegeben. Sollte der Lebensmittelvollsortimenter (und dann im Folgenden auch weitere Einzelhändler) eigentlich bis Dezember 2018 seine Tore für uns Bedarfende geöffnet haben, muss ich sagen, das Warten hat sich gelohnt. Das Kontor erstrahlt in neuer Pracht.

Es fällt mir schwer, dieses Außergewöhnliche und noch nie Dagewesene zu beschreiben. Durch ein imposantes Portal betrete ich die neue Welt, sphärische Klänge empfangen und umfangen mich und üben eine ungeahnte Stimmungsaufhellung aus. Auch meine Nase nimmt das Bouquet des eigens durch einen Parfümeur für dieses Gesamtkunstwerk kreierten Duftes auf. Es ist, als träume man. Die verwendeten Materialien und die Beleuchtung wurden durch innovativste Architektur auf das Podest höchster Harmonie gehoben. Die Umgebung wirkt kultivierend auf alle Besucher.

Am futuristischen Infopoint werde ich persönlich begrüßt, gefragt, ob ich ablegen möchte und ob ich vor dem Einkauf ein Kalt- oder Heißgetränk bevorzugen würde. Erfreut entscheide ich mich für eine Erfrischung und beobachte derweil die wechselnden Projektionen, die sich über die gewölbte Deckenfläche des Gebäudes erstrecken. Mal Nachthimmel über der Wüste, dann Taucherwonnen, dann einfach wunderschöne Muster, die mit meinem Organismus im Einklang pulsieren. Wow!

Technisch aufgeschlossen und begeisterungsfähig wie ich bin, habe ich natürlich, bevor ich das Haus verließ, Gebrauch von der neuen App gemacht und meine Einkaufliste übermittelt. Erfreut nahm ich Angebotsvorschläge und Alternativprodukte auf und modifizierte meine Liste entsprechend. Im aufgeräumten und übersichtlich gestalteten Markt (hier stehen zusammen gehörende Waren auch tatsächlich zusammen) gehe ich an den entsprechenden Schalter und nehme meinen bereits gescannten Einkauf entgegen. Dieser ist bereits in eine Pfandtasche verpackt, die ich beim nächsten Einkauf wieder eintauschen kann. Zahlen und das war es.

Ich bin begeistert, will aber nicht ausschließen, dass ich zwischendurch, mit Zeit, mal wieder durch die Regale tiger, mag ich doch gerne Neues ausprobieren. Liegt bei uns wohl in der Familie. Mit uns kann man stundenlang „Guck mal hier und guck mal da“ erleben. In unserer neu eröffneten Oase bietet sich dieses auch an, sehe ich doch in allen Gängen Möglichkeiten Produkte zu testen und zu probieren. Zu guter Letzt eine Kleinigkeit. War es vorher unmöglich aus dem Markt heraus einen organisatorisch wichtigen und wohlmöglich Abend entscheidenden Anruf zu tätigen, so befinde ich mich jetzt in einem funktionierenden Hotspot. Ich werd narrisch!

Träumen wird ja wohl noch erlaubt sein. Aber es lässt sich wohl kaum verbergen, wie sehr ich dem Abschluss der „Revitalisierungsphase“ entgegenfieber. Und wenn auch nur der Anruf möglich wird, sind wir es doch schon zufrieden. Wer Bedarf hat, es sind noch offene Stellen in den branchenüblichen Bereichen im Internet zu finden. Sechs von fünf Sternen, wenn meine Visionen Einzug in die Planung halten. Ansonsten erstmal verhaltenen Halben für die Hoffnung, dass es passieren wird, irgendwie und irgendwann.

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Gauch von Hold