Oktober

Tourismusstandort und die Schwere des Optimismus – eine Meinung.

Es ist Sonntag, der 20.09.2020, da ich diese Zeilen schreiben. Es sind die womöglich letzen schönen Spätsommertage. Der Utkiek ist voll. Die 5 Restaurants und Kneipen dort auch. Der Ausblick ist grandios. Es ist 19:15 Uhr. Die Sonne verschwindet in einem glühenden Rot hinter einer der Lürssen-Docks auf der Lemwerderaner Seite. Ein unglaublicher Anblick. Den Blick auf die andere Seite der Weser gerichtet, sieht man in die Mündung der Lesum und die Weite der Weser Richtung Bremer Innenstadt. Auf der Kaimauer, die Lesum und Weser trennt, baden sich Möwen in den letzen Sonnenstrahlen des Tages. So ziemlich jeder, der dort sitzt, hat einen zufriedenen Blick. Ist es nicht herrlich? Ist dieser Teil Bremens nicht der mit Abstands schönste überhaupt? Mit Sicherheit!
Und nun haben wir ein wunderschönes Touristenleitsystem. Und obwohl ich selbst hier wohne, bleibe ich gerne vor den Infotafeln stehen und lese mir durch, was da steht und lerne sogar noch das ein oder andere dazu. Sicher wird es auch ein gutes Konzept für das Strandlustgrundstück geben. Kein guter Investor würde sich diese Lage auch unter gastronomischen Gesichtspunkten entgehen lassen. Ich bin guter Dinge, dass dort was Tolles entsteht!

Wenn es nun darum geht, dass wir das letzte Wahrzeichen der Maritimen Meile verlieren sollen, dann ist alles ein wenig rückwärtsgewandt. Ich stoße mit meinen Worten sicher nicht auf viel Gegenliebe und ich bin auch sicher nicht für das Hochhaus, aber damit zu drohen,
das Schulschiff zu verlegen finde ich nicht o.k.. Der Beirat ist demokratisch gewählt und hat dem Projekt zugestimmt. Einspruch konnte lange Zeit einlegt werden. Tatsächlich ist es ja so, dass die Menge der gesammelten Unterschriften eher zeigt, dass es den meisten wohl egal ist, oder sie für ein Hochhaus sind. Und stellt man sich einmal vors Schulschiff, dann schaut man auf die Grohner Düne und seit Jahren auf dieses gruselige Haven Hööft-Areal… Und wenn man an Bremerhaven denkt, dann liegt der Museumshaven auch vor einer Kulisse von – Hochhäusern… So what.

Optimistisch zu bleiben fällt schwer. Aber ist nicht unmöglich. Machen wir was! Entwickeln wir Konzepte und Ideen – und lassen allen Vorschlägen auch ihren Raum – Raum um zu wachsen! Wir müssen uns als Bremen-Norder zwischendurch auch mal vom Jammer- und Meckermodus verabschieden und den Fokus auf das legen, was gut ist und gut werden könnte. Mit all unserer Energie, damit es hier bleibt, was es ist: wunderschön!

Und selbst Herr Prof. Dr. Jochen Windheuser, 73 J., Hoch­schul­leh­rer a.D., wohnhaft in Bremen-Nord, hat dem Corona-Virus seine apokalyptische Macht in einem Gedicht genommen, das er uns zur Verfügung stellt:

Sonett an Covid-19

Nichts weiter als
ein Säure-Eiweiß-Wesen,
beschleichst du
Zellen, brauchst den stolzen Wirt,
damit er neu den kümmerlichen Code gebiert, der deinem halben Leben eingelesen.

Nur massenhaft gelingt es dir zu stören, was tiefes, warmes Leben uns erscheint,was Mensch und Tier äonenlang vereint: das Atmen, Luft, aus der wir ewig zehren.

Du blindes Nicht-mal-Tierchen bringst uns Tod, verseuchst das bunte Treiben auf den Gassen, lässt uns mühsam nur die Welt von dir genesen:

Bist Strafe Gottes? Spott für Krieg und Not? Des Teufels Werk? Oh nein – du bleibst gelassen nichts weiter als ein Säure-Eiweiß-Wesen.

In diesem Sinne, bleibt optimistisch!

Und denkt dran:
#supportyour local